16.12.23 Final Six

Oberliga: Krefeld Landgraaf 12:25

Landesliga: Hohenlimburg TV Essen II 41:1

Bezirksliga: Gütersloh gegen Krefeld II 4:65

Es wurde eifrig geklatscht bei diesem Finale,denn es gab drei deftige Klatschen, wobei die Niederlage gegen Krefeld in der Oberliga noch halbwegs moderat ausfiel. Daher litt die Spannung an diesen Kampftag, man hätte sich gerne knappere Ausgänge erwünscht.

Endlich gab es Kämpfe in angemessener Ambiente, geschätzte 500 Zuschauer wollen diese Begegnung sehen.

Oberliga Final: Der Abend beginnt schon ungünstig für Krefeld, der Leichtgewichtler Leyan Can Colak verliert 18:4 deutlich nach Punkten, der Schwergewichtler Suleiman Alikhanov unterliegt 9:7 knapp nach Punkten. Er verschläft seinen Kampf ein wenig, dreht erst in den letzten 30 Sekunden auf, wo die entscheidenden Wertungen fallen. Gegen Ali Aliev erkämpft er in der fünften Minute bei einem beherzten Beinangriff eine vierer Wertung. Er liegt mit 3:6 in Führung. Wenige Sekunden vor Schluss scheint er diese Aktion nochmals wiederholen zu können, er hat das Bein des Gegners abgehoben. Doch der Gegner tut ihm dieses mal nicht den Gefallen, auf den Rücken zu fallen. Sondern er besitzt doch tatsächlich die Frechheit, zu kontern. Damit verdirbt er uns die Laune und Suleiman die Führung. Führung Futsch, Kampf verloren! Beim Punktestand von 9:7. Das tut weh!

Abdul-Malik Magomadov kommt in 61 Kilo technisch Unterlegen unter die Räder, Jasmina Liolios für die 59 Kilo der Frauen wird geschultert. Jetzt sieht es schon hoffnungslos aus für die Krefelder Mannschaft, werden sie unter die holländischen Räder kommen?

In der 98 Kilo Klasse aber kommt endlich das erste Highlight für Krefeld. Adam Bachor schlägt seinen Gegner Alireza Farazmand schon in der zweiten Minute technisch Überlegen. Er macht es in der Bodenlage klar, indem er seinen Gegner durch den Mattenstaub rotiert und ihn, für diese Gewichtsklasse eher ungewöhnlich, sogar ausheben und überstürzen kann.

Den härtesten Kampf und gleichzeitig auch den hochwertigsten sehen wir in der 66 Kilo Klasse zwischen Bilal Mouskhabov und Perica Dimitrijevic. Die beiden sind Nationalringer in ihren Ländern, kennen sich bereits von Internationalen Kämpfen.

Perica beginnt gut, er dreht in der zweiten Minute einen Armdrehgriff. Sehr schön und sehr eng, jetzt könnte er punkten. Er will aber zu viel, er will eine vierer Wertung. Er wäre aber in diesem Fall besser bedient, wenn er die Hüfte seines Gegners greifen würde zur Hintermannposition. Ausgerechnet dann, als er zu Hüfte greifen will, überspringt ihn Mouskhabov und kippt Perica kurz in die gefährliche Lage. Und dann folgt gleich noch ein Durchdreher. 4:0 für den Landgraafer.

In der dritte Minute muss der Krefelder wegen Passivität auf den Boden, wobei der Holländer es schafft, Perica erneut durchzudrehen. Jetzt liegt Mouskhabov schon 7:0 deutlich in Führung. Das sieht ganz schlecht aus für den Krefelder, der im Hinkampf noch gewinnen konnte.

In der zweiten Halbzeit wird Mouskhabov wegen Passivität auf den Boden geschickt. Und jetzt erteilt uns Perica und vor allem Mouskhabov eine Lektion im Bodenkampf. Er dreht seinen Gegner gleich dreimal, trotz heftigster Gegenwehr, in unnachahmlicher Weise durch, das es nur so eine Freude ist. Es kommt Jahrmarktstimmung auf bei den Krefeldern, die endlich was zu jubeln haben. Denn damit schließt er zu einem 7:7 Punktestand auf und dreht damit die Führung zu seinen Gunsten. Das war es dann auch schon, was es von diesem Kampf zu berichten gibt, Perica muss zwar noch mal auf den Boden, kann aber die Attacken seines Gegners abwehren.

In der 86 Kilo Klasse sehen wir Moein Mohseni gegen Ben Haeffner für Krefeld. Obwohl der Landgraafer passiv ringt und nur versucht, ihn aufzuziehen, schafft Ben mit Beinangriffen einen 0:6 Vorsprung bis zu Pause. In der zweiten Halbzeit ist der Landgraafer wie vernagelt und verrammelt, da ist nichts zu holen, obwohl Haeffner alles erdenkliche versucht. Bei einem Beinangriff kann Mohseni kontern, jetzt steht es nur noch 2:6. Kann Haeffner diese Führung noch über die Zeit retten? Er kann. Und in den letzten Sekunden kann er sogar noch mit einem Doppelbeinangriff tatsächlich eine vierer Wertung erzielen und zu 2:10 aufholen. Das bedeuten sogar drei Mannschaftspunkte, der Krefelder Block tobt.

Jetzt steht es 12:8 für Landgraaf, das sieht zum ersten Mal an diesem Abend nach einem Kampf auf Augenhöhe aus. Kann Krefeld diesen Rückstand noch aufholen, könnte es nochmals knapp werden? Aber diese Frage ist schnell beantwortet. Krefeld kann keinen Kampf mehr auf der Matte gewinnen, alle restlichen Kämpfe gehen verloren. Lediglich Nikolai van Berkum gewinnt seinen Kampf wegen Aufgabe seines Gegners, das war es dann auch schon.

Gratulation an Landgaaf, der Verein, der über die gesamte Saison absolut Dominat auftrat und sich nun hoch verdient Meister der Oberliga 2023 nennen darf.

Komplett andersrum sind die Machtverhältnisse bei dem Bezirksligakampf Gütersloh gegen die Reserve von Krefeld verteilt. Denn hier demontieren die Krefelder die Mannschaft aus Westfalen, die von 18 Kämpfen lediglich einen für sich entscheiden können. Für die Krefelder hatten sich mit Vitali Jeschke, Waldemar Schäfer, Alexander Wagner und Sergej Blumenstein gleich vier Kämpfer der zweiten Bundesliga von 2009 bereit erklärt, für die Mannschaft einzuspringen. Sie können allesamt mit Schultersiegen oder technischen Überlegenheiten jeweils vier Punkte Wertungen beisteuern.

Ein Schockmoment im 61 Kilo Kampf zwischen Samin Yaqubi und dem Krefelder Symeon Mouratidis. Der Krefelder stürzt noch in der ersten Minute seinen Gegner aus dem Stand in hohen Bogen über. Aber der Gütersloher landet voll auf seinem Kopf, der Schädel knickt hart nach hinten. Das sieht außerordentlich gefährlich aus, ich befürchte schon das schlimmste. Yaqubi scheint kurz ausgenockt zu sein, er leistet in der Bodenlage kaum Widerstand und lässt sich Schultern. Aber Ringer haben einen gut durchtrainierten Nacken, zum Glück, der Gütersloher scheint sich keine Verletzung zugezogen zu haben.

Überraschend der Ausgang in der 86 Kilo Klasse zwischen Wladislav Miller und dem Jugendlichen Nick Stefan Didovets. Als Nick am Mattenrand Druck aufbaut und schiebt, nutzt Miller diesen Druck und zieht seinerseits eine Schleuder. Jetzt liegt Nick in der gefährlichen Lage. Es sieht schlecht aus um ihn, wie schreiben ihn schon innerlich ab. Aber der Krefelder ist ein Kämpfer, er windet sich heraus und überträgt gleichzeitig seinen Kontrahenten. Und nun befindet sich der Gütersloher in der gefährlichen Lage. Der jugendliche Krefelder vollstreckt und schultert seinen Gegner.

Der Kampf zwischen Samin Yaqubi und Ziya Selahattin Yildirim für Krefeld in der 61 Kilo Freistil klasse ist der einzige Kampf auf Augenhöhe bei diesem Mannschaftskampf und der zum Ende tatsächlich mal knapp ausgeht. Mit 4:4 gewinnt der Krefelder aufgrund der höheren Wertung den Kampf. Erwähnenswert ist der Kampf vor allem hinsichtlich der kämpferischen Leistung Yildirims, der einer Führung hinterherlief und den Kampf dennoch zu seinen Gunsten kippen konnte.

Die einzigen Begegnungen, die zweimal ausgetragen werden, sind Nigel Weber und im Frauenkampf 59 Kilo Lina Sue Odendahl. Die beiden machen mit ihren Gegnern kurzen Prozess und schultern jeweils.

Nigel Weber im Schwergewicht muss bis zu seinem Schultersieg nicht mal mehr mal eine Minute ringen. Ihm kommt die kurze Kampfzeit sehr entgegen. Das entspricht seinem Leistungsstand, alles was länger geht, ist gegen seine Natur. Denn um seine Kondition ist es nicht gut bestellt, so selten man ihm beim Training sieht. Er touchiert seinen Gegner beide Male mit einem Kopfhüftzug.

Die einzige Niederlage von Krefeld ist die von Leon Cremer in 75 Kilo Griechisch Römisch. Der Krefelder ist aber alles andere als ein Opfer in diesem Kampf, er beginnt sogar furios mit einer 0:6 Führung. Er kann seinen Gegner in der Bodenlage ausheben und überstürzen. In der zweiten Minute wird der jugendliche Kämpfer allerdings geschultert.

Dieser hohe Sieg für Krefeld II überrascht, denn keiner hatte mit diesem enormen Leistungsunterschied gerechnet. Auch hier ist der frappante Niveauunterschied zwischen Rheinland und Westfalen erkennbar, genauso wie in der Oberliga. Damit ist die Reserve von Krefeld eindrucksvoll Meister der Bezirksliga und erkämpft sich somit die Berechtigung, in die Landesliga aufzusteigen.

Der Landesligakampf bei den Final Six ist ähnlich einseitig. Hier fehlen Essen gleich vier Kämpfer. Was ist da nur los bei Essen, haben sie so viele Verletzte in ihrem Kader oder wollen sie nicht aufsteigen? Auf jeden Fall ist das eine Zumutung für die Zuschauer, die natürlich mehr sehen wollen.

Ich bin beeindruckt von der Leistung der einer jungen Hohenlimburger Mannschaft. Obwohl fast alle von ihnen noch Jugendliche sind.

Bester Kampf für mich ist die Begegnung zwischen Leon Chentsov für Hohenlimburg und Alex Winke in 75 Kilo.Winke ist ein älter erfahrener Haudegen, der auch Zweitliga erfahren ist. Doch dennoch ist es ein Kampf auf Augenhöhe. In der ersten Minute sehen wir die Klasse des Esseners, der mit einem trockenen Kopfhüftzug, der aus dem Nichts zu kommen scheint, seinen Gegner umsichelt. Wir vernehmen ein sattes Klatschen, Fleisch knallt gegen Fleisch. Schon liegt Chentsov auf dem Rücken. Er kann sich aber befreien und steckt zu keiner Zeit auf. Er kann Punkt um Punkt aufholen, eine imponierende Aufholjagd. In der letzten Sekunde wird er bei einem Armdrehgriff noch einmal Hintermann, es steht jetzt nur noch 9:11 für Winke. Der Hohenlimburger dreht ihn haargenau zum Schlusspfiff durch, das wäre der Sieg für den Jugendlichen. Doch diese Aktion kommt ein Quäntchen zu spät. Schade aber eine enorme kämpferische Leistung.

Bemerkenswert auch die Leistung von dem fast 50 Jährigen Jackson Vaillant-Cantero, der seinen Gegner im Schwergewicht bis zur dritten Minute technisch Überlegen abserviert. Nicht schlecht in diesem Alter, wo andere im Park Enten füttern oder nur noch al höchstes mit dem Hündchen Gassi gehen. Er gibt immer noch eine äußerst gute Figur ab auf der Matte.

Hohenlimburg gewinnt hochverdient 41:1. Wir begrüßen sie hiermit recht herzlich in der Oberliga. Da gehören sie auch hin.

Das war es nun mit der Saison 2023. Man kann sich jetzt wieder zurücklehnen und entspannt Spekulatius knabbern und sich der weihnachtlichen Besinnlichkeit zuwenden. Bis zum Januar, wenn es weitergeht mit den Einzelmeisterschaften.

Veröffentlicht in Mannschaftskämpfe.